Die sog. Freak Sicherheitslücke hat die Aufmerksamkeit auf die Verwendung der sog. Cipher Suiten bei verschlüsselten Verbindungen gelegt.
Bei dem Aufbau einer verschlüsselten Verbindung müssen zwichen Klient und Server die verwendeten Verschlüsselungsverfahren ausgehandelt werden. Dabei haben der Server und der Klient jewiels eine Liste der von ihnen unterstützen Verschlüsselungsverfahren. Der Klient macht eine Vorschlag und der Server akzeptiert diesen Vorschlag oder sagt "beherrsche ich nicht, wir müssen was anderes nehmen". Können die beiden sich nicht auf eine Cipher Suite einigen, kommt keine Verbindung zu Stande.
Es müssen das Protokoll (SSL, TLS) und vier Algorithmen vereinbart werden:
- das Schlüsselaustauschverfahren (RSA, DH)
- das Authentifizierungsverfahren (RSA, DSA, ECDSA)
- das Verschlüsselungsalgorthmus inkl. Schlüssellänge (keine, RC4, DES, 3DES, IDEA, AES
- die verwendete Hashfunktion (MD5, SHA1, SHA2)
Aus den fünf Angaben setzt sich dann der Name der Cipher Suite zusammen, z.B. DHE-DSS-AES256-SHA256 (OpenSSL-Name) oder TLS_DHE_DSS_WITH_AES_256_CBC_SHA256 (IANA Name). Dies sind die für den Menschen lesbare Form. Intern werden die Cipher Suiten durch Codezahlen (0x00,0x6A) dargestellt.
Die Grundidee der Attacke ist es, in diesen Verbindungsaufbau so einzugreifen, dass sich beide Partner auf eine schwache Cipher Suite einigen, so dass die Entschlüsselung dann "einfacher" geknackt werden kann. Nicht alle Server und Klienten sind angreifbar. Unter Windowssystemen sind alle Anwendungen, die auf die schannel.dll Verschlüsselungsbibliothek zurückgreifen angreifbar. Darüber hinaus sind Chrome, Safari und andere Browser angreifbar.
Eine Liste der angreifbaren Server der Top Million Server des Alexa Rankings ist hier verfügbar. Ingesamt sind 9,5% (am 7.3.) der Top Million Server verwundbar (am 3.3. waren es noch 12,2%).
Aber was muss ein Administrator tun, um seinen Server so zu konfigurieren, damit nur sichere Cipher Suiten verwendet werden? Die derzeit beste verfügabre Anleitung ist ein umfangreiches PDF-Doukment "Applied Crypto Hardening" von bettercrypto.org. Erfahrene Praktiker aus eropäischen Certs und Hochschulen haben für die gängisten Webserver (Apache, lighttpd, nginx und MS IIS) die sichere Konfiguration der Cipher Suiten beschrieben. Alle Besipiele können direkt per Copy & Paste übernommen werden. Darüber hinaus wird die Krypto-Konfiguration von SSH, Mail Serverv, VPNs, PGP, Instant Messaging Systemen Datenbanken und anderen Systemen beschrieben.
Obwohl das Dokument ncoh den Status "draft" hat, gibt es derzeit wohl keine bessere Anleitung.
Wer jetzt seine eigenen SSL/TLS fähigen Server überprüfen möchte, dem sei der Kommandozeilen SSL-Scanner SSLyze ans Herz gelegt. Das in Python geschriebene Programm ist für Windows, OS X und Linux verfügbar.
Nachtrag vom 21.3.2015: Dieser Beitrag wird in der Datenschutz Newsbox 3/2015 verwendet